Naturschutz durch Jäger

über Biotopflächen für Niederwild

Tag: Frettchen

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Als Bestandteil des iPad Angebots der Frankfurter Rundschau hat Stephan Morgenstern diese Audio Slideshow produziert:

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Frettieren in der Stadt

Kleine Pfoten schieben sich durch den frischen Schnee, immer der Nase nach. Schwarze Knopfaugen sehen kurz nach und verschwinden wieder unter Tage. Es ist Baujagd. Allerdings viel weniger ruhig als sonst.

Mitten in Frankfurt am Main, zwischen Spaziergängern im Park und dem fließenden Verkehr liegen in den Grünanlagen verteilt die Baue von zahlreichen Kaninchen. Außer einigen Hunden haben sie kaum Feinde im Park. Das kurzgemähte Gras lässt jeden Fuchs ohne Deckung, die scheuen Habichte sind nur selten in der Stadt. Auch die Passanten nehmen kaum Notiz.

Nur ein leises Grummeln ist zu hören, aus dem Innern der Röhre schießt das Kaninchen wie der Blitz heraus. Flucht hatte immer geholfen vor dem Iltis. Diesmal versperrt aber eine metallene Reuse den Weg. In jedem Ausgang steckt so ein verschweißtes Gebilde. Es gibt nur noch die eine Richtung. Aus der Klappe in den Jutesack und später in die Transportkiste.

Über 20 Kaninchen werden so in der Regel an einem Tag einfangen. Die Frettchen arbeiten in meistens alleine und immer abwechselnd. Zuerst sucht der Hund die Umgebung ab und stöbert die außen liegenden Kaninchen auf und in die Baue. Dann werden alle Röhren akribisch mit Reusen verschlossen. Bleibt eine Röhre offen, so ist das meist die, durch die dann gleich mehrere Kaninchen entkommen.

Oft gibt es eine Art Notausgang am Bau. Im oberen Baubereich gelegen ist irgendwo, meist etwas abseits, ein unscheinbares kleines Loch. Keine gekratzte Erde, manchmal Verdeckt durch Laub oder Gras. Hier springen dann die Kaninchen senkrecht in die Freiheit und sind schneller weg, als man realisiert hat, dass man ein Loch übersehen hatte.

Alle Vorbereitungen am Bau müssen zügig und leise sein. Je weniger die Kaninchen mitbekommen desto besser. Wenn alle Reusen stehen kommt ein Frettchen aus der Kiste. Nach einer Runde knuddeln wird es einfach vor der Röhre auf den Boden gesetzt und läuft zierstrebig unter die Erde. Das Einschliefen folgt der Neugier und ganz selbständig.

Je nach Bau kommt das erste Kaninchen nach wenigen Sekunden, manchmal dauert es aber auch viele lange Minuten, bis sich etwas tut. Solange darf man nicht rumlaufen, am Besten gar keine Bewegung machen. Einfach nur still stehen, nicht in die Röhren hineinstarren und warten. Allerdings mit gespannten Nerven. Es gibt wenig Vergleichbares, was die freudige Anspannung steigen lässt als wenn ein Frettchen einschlieft und die Erwartung der sicheren Beute kommt.

Rennt dann ein Kaninchen in eine Reuse muß es blitzschnell gehen. Sofort hin und die Hand hinter die Öffnung halten. Das Kaninchen kann auch wieder aus der Reuse entkommen. Außerdem flüchtet das Kaninchen ja vor dem Frettchen, was bedeutet kurz darauf erscheint das Frettchen in derselben Röhre. Da muß man schauen, dass die nicht zusammen kommen und nicht gleichzeitig in der Reuse sitzen.

Sobald das gefangene Kaninchen im dunklen Sack hockt wird es sofort ruhig. Kaninchen sind Kurzstrecken-Flüchter und haben nur ein kleines Herz. Lange anhaltenden Streß würden sie nicht überstehen. Sobald der Bau leer ist, dann das Frettchen wieder sicher verstaut ist, wird der Sack am Auto in eine luftige Holzkiste umgeladen. Hier haben die Kaninchen Platz und Luftzufuhr und sitzen trotzdem ruhig im Dunkeln.

Abends im gefliesten Raum bei Licht und fließendem Wasser werden die dann in aller Ruhe geschlachtet, gekühlt und eingefroren. Da nicht geschossen wird, sind diese Kaninchen „bleifrei“ und können ohne Bedenken an zum Beispiel Greifvögel verfüttert werden. Splitter von bleihaltigen Geschossen würden von den Magensäften der Greifvögel mit verdaut werden und eine Bleivergiftung verursachen.

Die Frettchen werden immer zu mindestens Zweien gehalten. Sie putzen sich und schlafen aneinander gekuschelt in ihrer Schlafbox oder einer Hängematte. So viel Zeit könnte kein Mensch mit seinem Frettchen nicht verbringen. Die Frettchen fressen Katzenfutter aus der Dose, Kaninchenfleich, Taubenreste, wenn nach der Jagd die Brüste ausgelöst wurden oder auch Eintagsküken aus der Brüterei. Auf der Jagd liegt immer eine Dose Futter offen bei den Frettchen. Während eines Tages fressen drei Frettchen eine kleine Dose schon mal leer.

Weil aber dadurch nicht der Hunger die primäre Triebfeder ist müssen sich die Frettchen nicht unbedingt ein Kaninchen fangen, um satt zu werden. Das bedeutet sie fressen dann auch nicht unter Tage und schlafen stundenlang. Die satten Frettchen schlafen in der Transportbox, jagen abwechselnd und ausgeruht und kommen nach wenigen Minuten wieder ans Tageslicht. Mit drei fitten Frettchen kann man daher auch von 10 bis 17 Uhr durchjagen. Es ist ja meist nur eins zur selben Zeit aktiv. Während dann die Reusen an den nächsten Bau gebracht werden haben die wieder Pause.

Man merkt auch schnell, ob ein Frettchen noch will. Wenn der Deckel zur abgedunkelten Box aufgeht und ein Frett nicht von selbst herauswill, dann lässt man es lieber in Ruhe. Sonst riskiert man zu Warten, bis der Schönheitsschlaf beendet ist.

Frettchen stammen von Iltis ab. Dass sie zu den Stinkmardern zählen riecht man sofort. Ein Haltung ganzjährig in einem geräumigen Käfig im Freien ist besser als im kalten Winter von der beheizten Wohnzimmer luft raus ins eisige Klima zu müssen. Die domestizierten Frettchen haben einen dicken Pelz, der sie auch bei Minusgraden gut wärmt. Nur eine trockene und zugfreie Schlafmöglichkeit müssen sie haben. Am liebsten kriechen sie in kleine Kästen oder andere Höhlen. Zwischendurch turnen sie gerne herum und können auch senkrecht am Draht hoch laufen. So bleiben sie auch unterm Jahr fit für die herbstlichen und winterlichen Einsätze in den Bauen im Revier.

Zwischen Bankentürmen – Frettchen jagen Kaninchen

auf der n-tv Website nach dpa

Zwischen Bankentürmen - Frettchen jagen Kaninchen

Landlust im Januar 2010 – Flinke Frettchen

Die Zeitschrift Landlust war mit flinken Frettchen unterwegs

Landlust1

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