Wenn am 1. April das Jagdjahr beginnt ist jagdlich gesehen erstmal Ruhe im Revier. Die Brut- und Setzzeit lässt nur wenig zum Jagen gehen offen. Dafür wartet auf den aktiven Jäger jede Menge Arbeit.
Der Frühling ist da, nun sollte jede Leiter, jede Kanzel und jede sonstige Ansitzmöglichkeit auf Schäden untersucht werden. Wo möglich gleich reparieren, sonst ärgert man sich später im Jahr vielleicht darüber. Bei den gezielten Revierfahrten oder –gängen wird man die eine oder andere Ecke finden, die sich im Laufe des Jahres verändert hat. Ein Holzlagerplatz ist leer geräumt worden. Eine Wiese nicht gepflegt worden. Dort vielleicht eine kleiner, dreieckiger Acker brach liegen gelassen.
Jeder Fund ist ein Grund mit den Landwirten im Revier ins Gespräch zu kommen. Warum kam es dazu, wie sind die Planungen für die Flächen, wie laufen die Geschäfte? Vielleicht ist es möglich die eine oder andere Ecke fürs Wild anzulegen. Ende April bis Mitte Mai sind die Nachtfröste meist kein Thema mehr. Jetzt kann man die meisten Saatgut-Mischungen aussäen. Wo im Revier die Wärme liebenden Pflanzen wie Zuckerrüben oder Mais gesät werden, ist das ein guter Indikator. Die Landwirte säen gerne so früh als möglich. Wenn diese vor Ort gesät haben, kann der Jäger das auch tun. Eventuell übernimmt der eine oder andere Landwirt sogar das Säen mit der Maschine, wenn es sich um größere Flächen handelt.
Zur Verbesserung des Lebensraums gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine althergebrachte ist der klassische Wildacker. Dort werden auf angepachteten Flächen verschiedene Pflanzen angebaut. Je nach Ziel-Wildart gelten dabei zum Teil ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Wo Rehwild im Vordergrund steht, eignen sich Kräutermischungen mit Rotklee, um beispielsweise in der Nähe des Waldrands eine attraktive Fläche zu schaffen. Dort können dann Kitze zur Welt kommen, Böcke in Anblick kommen und der Jäger selbst entscheidet, wann dort gemäht wird. Bei der Einsaat bis Mitte Mai bietet die Fläche schon ab Juni interessante Äsungsmöglichkeiten und sobald die Kräuter und Kleearten wachsen, gute Deckungsmöglichkeiten.
Wer bei seinem örtlichen Landwirt nach einer Fläche für einen Wildacker nachfragt stößt allerdings häufig auf Ablehnung. Alleine schon der Name Wild-Acker klingt in den Ohren vieler Landwirt nach verwilderter Acker – das gab es schon zu häufig. Schöner klingt da das Wort Biotopfläche. Angelegt mit Kulturarten und Wildkräutern.
Statt einseitig eine Fläche nur für Rehe anzulegen, bietet sich die Möglichkeit durch die Zusammensetzung der Mischungen auch gezielt Hasen oder anderes Niederwild zu fördern. Nur Sauen und Kitze oder Bodenbrüter in derselben Fläche vertragen sich schlecht. Von den angelegten Flächen profitieren von der Blattlaus über den Marienkäfer zu Schmetterlingen und Spinnen zahlreiche Insektenarten. Der Vorteil liegt unter anderem darin, dass diese nicht mehrfach im Jahr beackert werden. Durch den Aspekt Naturschutz auf diesen Flächen kann der Jäger auch seinen Anspruch als einzig geprüfter Naturschützer unterstreichen.
Für das Federwild bieten sich Mischungen mit einem hohen Blütenanteil an. Lebensraum I hat sich in vielen Niederwildrevieren bewährt. Schon kurz nach dem Auflaufen werden die ersten Junghasen dort hinein gesetzt und können sich verstecken. In kürzester Zeit beginnen die ersten Pflanzen zu blühen und es folgt eine Art der anderen bis Ende Oktober. Auch die Samenreife erfolgt kontinuierlich, so dass immer was abfällt, für alle Arten in der Nahrungskette. Bis zum Herbst haben sowohl die Zugvogel wie auch die Überwinterer immer einen reichlich gedeckten Tisch. Zusätzlich bieten die sich bildenden harten Stängel einen guten Schutz gegen anfliegende Räuber. Die Fasane können hierin gut abtauchen.
Im folgenden Frühjahr lösen sich die Ketten der noch vorhandenen Rebhühner sofort nach der Schneeschmelze auf, verpaaren sich und suchen nach geeigneten Revieren. Auf den Feldern ist es um diese Zeit noch völlig kahl. Jetzt zeigt sich wie wertvoll jede noch so kleine Fläche sein kann. Und je mehr kleine und große Flächen im Revier zusammen kommen, desto mehr Chancen hat der Nachwuchs.
Will man einen Acker pachten, muß man bedenken, dass die Landwirte einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen durch die Zuschüsse der EU-Agrarpolitik bekommen. Dafür müssen alle Landbewirtschafter jedes Jahr den so genannten „Gemeinsamen Antrag“ abgeben. Beim Landwirtschaftamt aus Kreisebene werden für forstlich und landwirtschaftlich genutzte Grundstücke gemeinsam Anträge gestellt. Pro Hektar bewirtschafteter Fläche gibt es je nach Art zum Teil mehrere Hundert Euro dazu. Der Landwirt hat im Gegenzug aber auch jede Menge Auflagen zu erfüllen.
Die so genannten „Cross Compliance“-Richtlinien stellen in allen Bereichen Regeln auf. Von der Art der Kennzeichnung der Nutztiere, der Art der Aufbewahrung der Spritzmittel bis zur Beschaffenheit des Gülleschlauches. Jeder Landnutzer, der Prämien bekommen will, muß sich für ein Jahr festlegen, was auf der jeweiligen Fläche wachsen soll. Diese Anträge werden meist schon im März abgegeben, 15. Mai ist der Stichtag zur Abgabe. Aber eventuell kann man eine Fläche ja schon für die Zukunft als Biotop sichern.
April ist auch die Zeit sich um die Jungfuchsfallen zu kümmern. Funktionieren sie alle? Sind genug davon vorhanden? Wo sind die Heckbaue? Wer sich schon eine Übersicht in seinem Revier verschaffen konnte ist hier im Vorteil. Eine Karte, in der die Flächen eingezeichnet sind, hilft hier. Eventuell kann das Landwirtschaftsamt helfen, die haben Karten mit allen Äckern und Wiesen darauf. Auf den Luftbildern sieht man jeden Baum und jede Hecke.
Damit geht es dann los die Baue mit den Jungfüchsen suchen. Und wer fündig geworden ist, muß sofort damit beginnen, die Jungfuchsfallen einzubauen. Und die übrig gebliebenen kleineren Einfahrten zu verschließen. Zum Beispiel leisten hier Brennholzscheite gute Dienste. Die abgedunkelten Fallen müssen immer wieder kontrolliert werden, spätestens am folgenden Morgen. Je nach Fraßangebot kann es aber auch mal eine ganze Woche dauern, bis alle Welpen selbständig in die Falle laufen. Wer erst Baue sucht und dann wegfährt, um die Fallen zu holen, riskiert, dass die Fähe schon den ersten Welpen aus dem entdeckten Bau in Sicherheit gebracht hat. Für den einen Nachkommen wird weiterhin so viel Futter rangeschafft, wie zu erbeuten ist. Dem jungen Beutewild hilft hier nur die Reduktion seiner Fressfeinde. Also muß der aktive Niederwildjäger möglichst versuchen das gesamte Geheck zu fangen und möglichst jeden Heckbau zu finden.